Ansprache Sathya Sai Babas am 22.11.2008, anlässlich der Zusammenkunft der Sri Sathya Sai Universitäten (Convocation)
Dieses Land Bharat ist das Mutterland herausragender Menschen, die in verschiedenen Kontinenten Name und Ruhm erlangten. Dieses Land Bharat ist das Schlachtfeld, von dem die Krieger fremder Länder vertrieben wurden und in dem Freiheit von der Fremdherrschaft errungen wurde. Dieses Land Bharat hat sich dank seiner hohen Gelehrsamkeit einen großen Namen gemacht und Ruhm erworben. Dieses Land Bharat ist ein göttliches Land, das in den Bereichen Musik, Kunst, Literatur und in verschiedenen Wissenschaften große Künstler und Intellektuelle hervorgebracht hat. Da ihr in einem so herausragenden Land geboren seid, ist es, oh Jungen und Mädchen eure Verantwortung, die Rechtschaffenheit dieses Landes zu schützen und aufrechtzuerhalten.
Bharats Ruhm und Schicksal sind wahrhaft groß. Während etliche Länder der Welt Katastrophen verschiedener Art erlebt haben, ist Bharat stabil geblieben. Es ist ein Land, das auf vielfältige Weise reichlich mit Wohlstand gesegnet ist.
Duldsamkeit ist die wahre Schönheit dieses heiligen Landes Bharat. Von allen Ritualen ist das Festhalten an der Wahrheit die größte Askese. Das Gefühl der Liebe zur eigenen Mutter ist das nektargleiche Empfinden in diesem Land. Charakter wird weitaus höher geschätzt als das Leben selbst. Die Menschen haben die grundlegenden Prinzipien dieser großen Kultur vergessen und imitieren die westliche Kultur. Ach! Ebenso wie ein mächtiger Elefant sich seiner eigenen Kraft nicht bewusst ist, sind die Bharatiyas sich der Größe ihres kulturellen Erbes nicht bewusst.
Die ganze Geschichte hindurch ist Bharat in geistiger und materieller Fülle vorherrschend gewesen. Es wurde von großen Königen und rechtschaffenen Herrschern regiert.
In diesem Land wurden viele Frauen geboren, die für ihre Tugendhaftigkeit berühmt waren.
Savitri konnte mit der Macht ihrer Keuschheit ihren verstorbenen Ehemann Satyavan ins Leben zurückbringen. Könnt ihr irgendwo sonst in der Welt Parallelen zu solch edlen und tugendhaften Frauen finden?
Dieses Land Bharat war die Geburtsstätte vieler edler Frauen wie Savitri, die ihren verstorbenen Ehemann ins Leben zurückbrachte; Candramati, die mit der Kraft der Wahrheit ein loderndes Feuer auslöschte; Sita, die ihre Keuschheit bewies, indem sie unversehrt aus dem lodernden Feuer hervorkam; und Damayanti, die einen arglistigen Jäger mit der Kraft ihrer Tugend zu Asche verbrannte. Dieses fromme, edle Land erreichte Fülle und Wohlstand und wurde, wegen solch tugendhafter Frauen, zum Lehrer aller Nationen der Welt.
Leider lassen sich heutzutage jedoch viele Menschen, die in diesem großen Land Bharat geboren sind, durch belanglose Dinge in Versuchung führen und erliegen ihr. Ihre Wahrnehmung ist schlecht, sie hören schlechten Worten zu und sogar ihr Verhalten ist schlecht. Was für ein tiefer Fall! Heutzutage sind die Bharatiyas wie der Elefant, der seine eigene Kraft nicht kennt. Mit einem Schlag seines Schwanzes kann ein Elefant einen Mensch zu Fall bringen und meterweit wegschleudern. Solch ein mächtiger Elefant gehorcht demütig den Befehlen des Elefantenwärters. Er handelt einfach den Wünschen des Wärters entsprechend. Ebenso beugen die Bharatiyas sich heute den Befehlen von Außenstehenden und werden zu ihren Sklaven. Die Lebensweise der Bharatiyas ist durch Wahrheit und Rechtschaffenheit geprägt, in Übereinstimmung mit der vedischen Anweisung: Sprich die Wahrheit und handle dem Dharma gemäß. Tatsächlich sind Wahrheit und Dharma der wahre Schatz der Bharatiyas. Leider haben die Bharatiyas heutzutage diese großen Werte vergessen und werden deshalb zu Sklaven in ihrem eigenen Land. Ihr eigener Lebensstil hat einen Wandel erfahren, in dem Wahrheit und Rechtschaffenheit keinen Platz haben. In Wirklichkeit gibt es in dieser Welt niemanden, der Bharat erobern könnte. Die Bharatiyas sind mit hervorragenden menschlichen Werten geboren, und zwar Satya, Dharma, Shanti und Prema - Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden und Liebe.
Jeder Einzelne muss sein wahres Wesen erforschen: „Wer bin ich?“ Die aus unserem Inneren kommende Antwort lautet: „Ich bin ein Mensch.“ Zugleich mit dieser Antwort muss man sich selbst versichern: „Ich bin kein Tier.“ Das ist eure wahre Natur. Wenn ihr euch für einen Menschen haltet, müsst ihr menschliche Qualitäten an den Tag legen. Welches sind diese Qualitäten? Zuerst Wahrheit, Satya. Aus Wahrheit geht Dharma hervor. Es heißt: Es gibt kein größeres Dharma, als an der Wahrheit festzuhalten. Wahrheit und Dharma zusammen erzeugen Frieden und Liebe. Wo Liebe ist, können kein Hass und keine Eifersucht sein. Leider haben die Menschen heutzutage die große Qualität der Liebe verloren. Selbst ein Hund liebt seine Jungen. Selbst die Vögel lieben ihren Nachwuchs. Ein Mensch jedoch liebt seinen Mitmenschen nicht. Mangelnde Einheit der Menschen untereinander ist die Hauptursache für die gegenwärtige Lage in Indien. In der Familie, in der Gesellschaft und im Land herrscht keine Einheit. Wo Einheit ist, wird Reinheit sein, wo Reinheit ist, dort wird Göttlichkeit sein. Einheit, Reinheit und Göttlichkeit sind heute vonnöten. Heutzutage erfinden die Wissenschaftler viele Dinge. Am Himmel fliegt ein Doppeldeckerflugzeug. Doch die großen Fortschritte in Wissenschaft und Technologie werden zugleich von einem großen Verlust an menschlicher Lebensqualität begleitet. Dies war in früheren Zeiten nicht der Fall. Viele Leute lebten unter einem Dach friedlich und glücklich zusammen. Es gab überhaupt keinen Angstkomplex! Aber heutzutage ist der Angstkomplex allgegenwärtig. Woher kam diese Angst? Die Ursache ist Mangel an Selbstvertrauen. Der Mensch hat kein Vertrauen in sein inneres Selbst. Es heißt: Das atmische Bewusstsein ist nicht für die Charakterschwachen. Der Mensch hat Glauben an alles in dieser Welt entwickelt, nicht aber an sein eigenes Selbst. Wo Selbstvertrauen ist, dort wird Selbstzufriedenheit sein; wo Selbstzufriedenheit ist, wird Selbstaufopferung sein; wo Selbstaufopferung ist, dort wird Selbstverwirklichung sein. Jeder weiß: Wo das Fundament stark ist, werden die Mauern sicher sein, und wo die Mauern sicher stehen, wird das Dach gesichert sein. Und nur in einem solchen Haus kann man sicher leben. Heute ist nicht einmal das Fundament stark. Wie können dann die Mauern sicher bleiben? Selbstvertrauen bildet für den Menschen das Fundament, Selbstzufriedenheit die Mauern, Selbstopfer das Dach und Selbstverwirklichung das Leben. Deshalb sollte zwischen diesen vieren perfekte Harmonie herrschen.
Durch eine wahllose Nutzung der Technologie sind Luft, Wasser, Nahrung und alles auf der ganzen Welt verschmutzt und vergiftet. Glücklicherweise ist das Land Bharat von dieser ausgedehnten Verschmutzung verschont. Wir sollten nicht der Wissenschaft und Technologie hinterher sein. Wissenschaft ohne Menschlichkeit ist mit großer Gefahr für die Existenz der Menschheit befrachtet. Es gibt keine größere Kraft als die menschliche Kraft. Manche Menschen fragen: „Wo ist Gott?“ Die Antwort ist sehr einfach: „Der Mensch selbst ist Gott, ihr seid wahrhaft Gott.“ Die Veden verkünden: Der Mond wurde aus dem Geist und die Sonne aus den Augen des höchsten Wesens geboren. Die wahre Kraft kommt aus dem inneren Selbst. Diese Kraft ist unvergleichlich.
Trotz seiner Bildung und Intelligenz wird ein törichter Mensch sein wahres Selbst nicht kennen, und ein niedrig gesinnter Mensch wird seine üblen Eigenschaften nicht aufgeben. Die moderne Bildung führt nur zu Argumentation, nicht aber zu vollkommener Weisheit. Was nutzt es, sich eine Bildung anzueignen, die einen nicht zur Unsterblichkeit führen kann? Erwerbt das Wissen, das euch unsterblich machen wird.
Die heutige Bildung vermittelt einem nicht das wahre Wissen, welches zu Weisheit heranreifen kann. Sie hilft nur, einen Lebensunterhalt zu verdienen. Sie fördert den Erwerb und Missbrauch von Wohlstand. Mit dem Geld, das die Leute auf verschiedene Weise erwerben, schicken sie die jungen Burschen zur höheren Bildung ins Ausland. Sie geben für diesen Zweck hunderttausende Rupien aus. Wenn die Jungen in ihr Heimatland zurückkehren, sind sie völlig verdorben. Anbei ein kleiner Vorfall, der vor einiger Zeit geschah. Die indischen Eltern brachten ihren Sohn zu einem Tempel, bevor er zum Studium ins Ausland reiste, und gaben ihm den Rat: „Lieber Sohn, diese Gottheit ist die Mutter eines jeden. Sie ist die Mutter des Universums. Du solltest niemals diese Mutter vergessen. Besinne dich auf sie, wo immer du bist.“ Sie entlockten ihm tatsächlich ein derartiges Versprechen. Der Junge reiste danach in die USA.
Sobald er seinen Fuß auf amerikanischen Boden setzte, tauchte er ganz in die neue Umgebung ein und vergaß die Mutter (Gottheit) vollkommen. Nach drei Jahren kehrte er, völlig an die amerikanische Lebensweise gewöhnt, in sein Heimatland Bharat zurück. Die Eltern brachten diesen Jungen vom Flughafen direkt zu demselben Tempel, um Darshan der göttlichen Mutter zu erhalten. Sobald der Junge den Tempel betrat, begrüßte er die Gottheit, statt mit gefalteten Händen (namaskar), in englischer Sprache: „Wie geht es Ihnen, Madam?“ Die Eltern rügten den Jungen für seine Unverschämtheit und dafür, dass er der göttlichen Mutter nicht seinen Respekt erwiesen hatte. Sie bedauerten es sehr, dass ihr Sohn, der in einer traditionellen Familie aufgewachsen war, sich nicht einmal die Mühe machte, der göttlichen Mutter zu huldigen, und dass all die hunderttausende Rupien, die sie für seine Ausbildung im Ausland ausgegeben hatten, verschwendet waren. Schließlich beschlossen sie, all jenen Eltern, die ihre Kinder zur höheren Bildung ins Ausland schicken wollten, davon abzuraten. Es ist unbestreitbar wahr, dass höhere Studien im Ausland dazu führen, dass die Menschen sich schlechte Gedanken, schlechte Gewohnheiten und schlechtes Verhalten aneignen. Man braucht nicht verrückt nach ausländischer Bildung zu sein. Der Reichtum an Bildung und Kultur, der in diesem Land erhältlich ist, ist in anderen Ländern nicht zu finden. Wir müssen stolz auf unsere Geburt in diesem großen Land Bharat sein. Es ist ein großes Privileg, Bharatiya genannt zu werden. Wir müssen deshalb Selbstvertrauen entwickeln. Wir müssen Interesse daran entwickeln, ein moralisches, tugendhaftes und spirituelles Leben zu führen. Leider besitzen die Menschen heutzutage keine Moral. Wie könnt ihr dann ein glückliches und friedliches Leben führen? Der große spirituelle Wohlstand, der in diesem Land Bharat erhältlich ist, ist in keinem anderen Land zu finden. Menschen aus vielen Ländern laden mich ein, ihre Orte zu besuchen, und bieten mir sogar ein Sonderflugzeug an. Aber ich lehne ihre Bitten beständig ab. Ich bin immer glücklich hier in Indien. Ich brauche diese Flugzeuge und derlei andere Annehmlichkeiten nicht. Ich will nur Hingabe.
Ich bin niemandem begegnet, der mich hasst, und bis heute habe ich überhaupt keine Feinde. Alle Menschen lieben mich, weil ich jeden liebe. Die Menschen verstehen meine Liebe jedoch nicht richtig. Dank meiner universellen Liebe kommen sogar Menschen aus fernen Ländern zu mir. Warum sollte ich dann ins Ausland gehen? Manche Menschen missverstehen und missinterpretieren meine Liebe. Manche entwickeln sogar eine Abneigung gegen mich, weil ich ihnen bei manchen Anlässen nicht den Gefallen tat, ihre Bitten zu erfüllen. Werden sie, wenn ich all ihre Forderungen erfülle, tatsächlich auf dem spirituellen Weg vorankommen? Keineswegs. Im Gegenteil, sie werden verdorben. Aus diesem Grund will ich, dass die Jungen und Mädchen von Kindheit an in rechten Grenzen gehalten werden. Ihr könnt beobachten, dass niemand in unseren Bildungseinrichtungen mich auch nur im Geringsten hasst. Alle Schüler und Studenten versammeln sich um mich und rufen liebevoll „Swami, Swami.“ Wenn ich sie nach einem Besuch ihres Universitätsgeländes verlasse, verabschieden sie sich mit Tränen in den Augen von mir. Findet ihr sonst irgendwo in Bildungseinrichtungen diese Situation? Fungieren die Colleges und Universitäten draußen als Tempel des Lernens? Nicht einmal die Eltern, die ihre Schützlinge in diesen Bildungseinrichtungen besuchen, werden mit angemessenem Respekt behandelt.
Eltern sind heilig. Die Bharatiyakultur ruft die Menschen auf: Vater ist Gott, Mutter ist Gott. Jeder Mensch ist eine Verkörperung Gottes. Tatsächlich ist die gesamte Schöpfung Gott. Unfähig, diese große Wahrheit zu erkennen, behaupten wir: „Diese Person ist mein Feind, er hat mich schlecht behandelt“, und entwickeln Abneigung gegen diese Person. Wie du denkst, so wird es sein. Liebe erzeugt Liebe und Hass erzeugt Hass. Es ist normal, jenen zu helfen, die euch helfen. Sai allein ist so gnädig, jenen zu helfen, die versuchen, ihm Schaden zuzufügen und ihre eigenen Fehler ignorieren. Ihr müsst sogar jene lieben, die euch verletzen. Das ist wahres Menschsein. So eine menschliche Qualität müsst ihr entwickeln. Wem immer ihr begegnet, behandelt ihn als eine Verkörperung des Göttlichen. Es heißt: Gott ist in der Gestalt des Menschen. Betrachtet das Bild irgendeiner Form Gottes, Gott ist in menschlicher Gestalt dargestellt. Rama, Krishna oder irgendeine andere Gottheit – alle gibt es nur in menschlicher Gestalt. Ihr könnt mit Gott in verschiedenen Gestalten und Namen in Verbindung treten, aber alle sind Verkörperungen des göttlichen Selbst. Die atmische Natur ist in allen Menschen dieselbe, unabhängig von Namen und Formen. Es heißt: Der eine Atman wohnt in allen Lebewesen. Man muss von Kindheit an solch edle Empfindungen kultivieren. Ihr glaubt vielleicht, es sei eine schwierige Aufgabe. Nein; nichts ist leichter als dieses Gefühl der Gleichheit. Angenommen, ein Mensch, den ihr für einen Feind haltet, tritt an euch heran. Grüßt ihn respektvoll und fragt: „Hallo, Bruder, wie geht es dir?“ Sogleich wird der andere Mensch mit den Worten antworten: „Wie geht es dir, Bruder?“ Er wird nicht zornig werden. Wieso? Da du ihn Bruder genannt hast, wird er dich auch auf die gleiche Weise behandeln. In eurem Sprechen zeigen sich entweder Liebe und Vertrauen oder Feindschaft und Misstrauen der anderen Person gegenüber. Ihr müsst euch auf eine Ebene erheben, wo ihr fähig seid, dasselbe atmische Prinzip in allen wahrzunehmen. Dann werdet ihr wahrhaft zur Verkörperung des göttlichen Selbst werden. Ihr müsst euch selbst so betrachten: „Ich bin eine Verkörperung des göttlichen Selbst. All diese verschiedenen menschlichen Gestalten sind bloß meine Widerspiegelungen. Ich bin fähig, mich selbst in diesen Körpern zu sehen, die wie Spiegel sind.“ Nur wenn ihr fähig seid, diese Stufe zu erreichen, werdet ihr wirklichen Frieden genießen. Ihr werdet keinen Frieden erfahren, nur indem ihr Mantren mithilfe der Gebetskette wiederholt, oder euch mit Askese, Yoga oder Opferriten wie Yajna und Yaga befasst. Die Menschen sehnen sich nach Frieden und führen zu diesem Zweck etliche spirituelle Übungen durch. Aber sie finden nirgendwo Frieden. Wo immer man hinschaut, in der äußeren Welt ist nur Stückwerk (pieces). Doch wenn die Menschen ihre Schau erst einmal nach innen wenden, werden sie in der Lage sein, Frieden zu finden. Der innere Frieden manifestiert sich im Äußeren. Nur so ein Mensch mit der inneren Schau kann Mensch im wahren Sinn genannt werden. Tiere jedoch besitzen keine solche innere Schau und haben kein Unterscheidungsvermögen. Deshalb legen sie Grausamkeit an den Tag. Ihr seid kein Tier. Ihr seid ein Mensch. Führt deshalb ein Leben, das einem Menschen ziemt. Ihr behauptet, ihr seid ein Mensch, aber ihr führt das Leben eines grausamen Tieres. Wie könnt ihr dann Mensch genannt werden? Lebt wie ein wahrer Mensch. Befreit euch von tierischen Eigenschaften wie Lust und Verlangen, Zorn, Gier, Verblendung, Stolz und Hass und Neid. Ihr solltet niemanden hassen.
Bis heute empfinde ich niemandem gegenüber Zorn. Aus diesem Grund lieben mich alle Menschen. Ich habe nur eine Eigenschaft, und das ist Liebe zu allen. Deshalb werden mir die Menschen, selbst wenn ich in einen Wald gehe, dahin folgen. Es ist allein meine Liebe, die die Menschen zu mir zieht. Dennoch entwickeln manche Menschen Abneigung gegen mich. Es ist nicht mein Fehler, sondern ihre eigene Einbildung. Die Leute fragen sich, wie Swami so göttlich friedvoll ist und tagein tagaus mit so vielen Menschen in Verbindung treten kann. Tatsächlich ist Friede natürlich für mich. Ich lächele immer und habe eine heitere Miene. Ich kann niemals ein Gesicht ziehen, als hätte ich Rizinusöl getrunken. Ich bin immer glücklich und lächle immer. Ich rufe euch dazu auf, auch so zu sein. Wenn ihr alle glücklich seid, bin ich glücklich. Euer Glück ist mein Glück. Was könnte der Grund dafür sein, dass Millionen Menschen mich lieben? Was hat euch in so großer Anzahl hierher gebracht? Habe ich euch allen irgendeine Einladung geschickt? Allein eure Liebe hat euch hierher gebracht. Können Einladungen Menschenmengen anziehen? Sogar ohne Einladung rennen die Menschen zu mir, wenn sie erfahren, dass ich durch einen bestimmten Ort fahre. Was könnte der Grund dafür sein? Liebe allein. Liebe ist Gott; lebt in Liebe. Das müsst ihr lernen und kultivieren. Liebe ist die vorrangige Eigenschaft, die ihr kultivieren solltet. Versprecht das an diesem heiligen Tag.
Sehr bald wird die gesamte Welt vereint sein. Tatsächlich wird nach 28 Jahren die Welt selbst Bharat werden. Jeder wird sich selbst Bharatiya nennen (Bhagavat ratha – jemand, der von Göttlichkeit durchdrungen ist). Niemand wird sich als zu diesem oder jenem Staat, dieser oder jener Region gehörend bezeichnen. Ihr könnt in irgendein Land gehen, aber betrachtet euch als zum Land Bhârat gehörend. Es mag zum Beispiel den Staat Karnataka oder Tamil Nadu geben, aber sie alle sind Teil eines größeren Landes namens Bharat. Ohne das Land können die Staaten nicht existieren. Ihr seid von Anfang bis Ende alle Bharatiyas. Deshalb sagt, dass ihr aus Bharat kommt. Die verschiedenen Staaten mögen nach bestimmten sprachlichen oder geographischen Gesichtspunkten gebildet worden sein. Aber sie sind alle Teile des einen Landes, Bharat. Wir alle gehören nur einer Partei an – der Partei der Liebe. Liebe, Liebe, und Liebe allein. Wenn ihr Liebe als eure leitende Kraft bewahrt, könnt ihr in jedes Land gehen, und die Leute werden euch respektieren, euch als ihre eigenen Brüder und Schwestern betrachten und euch alle nötige Hilfe erweisen. Liebe ist Selbstlosigkeit. Ein Mensch sollte niemals Selbstsucht haben. Dennoch entwickeln die Menschen aus eigenem Antrieb schlechte Eigenschaften wie Selbstsucht, Hass, Zorn usw. Dies sind Wesenszüge, welche die Menschen selber kultivieren; sie sind nicht von Gott gegeben. Gott hat allen Menschen nur eine edle Eigenschaft verliehen, das ist Liebe. Liebe ist ewig. Physische Kraft, Mut oder Tapferkeit können niemals der Kraft der Liebe gleichkommen. Als Sita unter der Bewachung von Dämonen in Lanka gefangen war, war es ihre Liebe zu Rama, die ihr den Mut und das Vertrauen gab, allen schwierigen Situationen kühn zu begegnen. Während dieser Zeit konzentrierte sie sich ständig auf Ramas göttlichen Namen. Schließlich rettete Ramas Liebe sie. In diesen zehn Monaten konnte niemand sie anrühren. Wenn ihr nur eine solche göttliche Liebe entwickelt, wird sie euch alles verleihen. Ihr solltet alle zu Verkörperungen der Liebe werden. Betet ständig „samastah loka sukhino bhavantu“ – „mögen alle Lebewesen in allen Welten glücklich sein“; es ist das einzige Gebet, das ihr alle verrichten müsst. Dann werden alle Menschen in allen Ländern glücklich und friedvoll sein. Ich liebe euch alle. Ich habe keine Feinde. Niemand hasst mich. Manchmal spreche ich barsch und erhebe dabei meine Stimme. Aber das ist nur äußerlich. Ich hege niemandem gegenüber eine böse Absicht. Wenn ihr deshalb dem von Swami gesetzten Ideal folgt und alle liebt, wird euer Leben geheiligt sein. Eure Eltern, Brüder, Schwestern, Verwandten und Freunde werden glücklich sein.
Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Books & Publications Trust herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.
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