Ansprache Sathya Sai Babas am 1. Mai 2008, Brindavan, Whitefield
Bharat ist das Mutterland vieler erhabener Seelen, die sich in allen Kontinenten der Welt großen Ruhm erworben haben. Es ist das Land zahlreicher heldenhafter Menschen, welche die Feinde auf dem Schlachtfeld bezwingen konnten. Es ist das Land vieler gelehrter Menschen, welche die Menschen anderer Länder die Veden und andere heilige Schriften lehrten. Aber leider haben die Inder (Bhâratîyas) heutzutage die spirituellen Prinzipien vergessen und schlagen den falschen Weg ein.
„Verehre Mutter, Vater, Lehrer und Gast wie Gott“, ist eine der wichtigsten Lehren der Veden. „Sprich die Wahrheit und praktiziere Dharma“ ist ebenfalls eine wesentliche Lehre der Veden. Aber diese Lehren der Veden sind heutzutage nirgendwo zu sehen oder zu hören.
Wo immer wir derzeit in der Welt hinschauen, nehmen Gier und Wünsche zu. Auch die Bewohner anderer Länder sehen die Notwendigkeit, die Sinne zu beherrschen. Durch den Missbrauch seiner Sinne häuft der Mensch heutzutage Sünde an. Es ist in Ordnung, Wünsche zu haben, aber sie sollten sich in gewissen Grenzen halten. Heutzutage hat der Mensch grenzenlose Wünsche. Darüber hinaus ist derzeit alles verunreinigt. Das Wasser, welches wir trinken, die Nahrung, die wir zu uns nehmen und die Luft, die wir einatmen, alle sind verschmutzt. In der Tat sind alle fünf Elemente verschmutzt. Das menschliche Leben hängt von diesen fünf Elementen ab. Wenn alle fünf Elemente verschmutzt sind, wie kann das menschliche Leben dann unbeeinträchtigt davon bleiben? Der Mensch scheint süße Worte zu sprechen, aber sein Geist ist voller Bitterkeit. Das ist sehr schlecht.
Was ist der Zweck des menschlichen Lebens? Wer ist ein Mensch? Der Mensch ist die Verkörperung des Göttlichen, aber wie kann er Mensch genannt werden, wenn er den falschen Weg einschlägt,? Deshalb ist es heutzutage schwer, irgendwo einen wahren Menschen zu finden. Nicht einmal jene, die hochgebildet sind, gute Abschlüsse haben und führende Positionen einnehmen, können Mensch genannt werden, wenn es ihnen an Wahrheit und Liebe mangelt. Tatsächlich verschwenden sie mit dem Erlangen dieser so genannten hohen Bildung, der das Wesentliche fehlt, ihr Geld und ihre Zeit. Sich eine umfassende Bildung anzueignen, heilige Bücher zu lesen, spirituelle Disziplinen wie Japa, Meditation, Yoga und Opferhandlungen auszuführen, sind alle bloße Verschwendung, wenn man nicht Wahrheit und Liebe entwickelt, die der Mensch heutzutage völlig vergessen hat. Wer auch immer etwas sagt, es befindet sich stets ein Element der Unwahrheit darin. Was die Liebe betrifft, scheinen die Leute äußerlich zu lächeln, aber in ihrem Innern befindet sich nur Gift. Wie kann man ohne Wahrheit und Liebe Frieden erlangen?
Dharma kommt aus der Wahrheit. Deshalb heißt es: Es gibt kein größeres Dharma, als an der Wahrheit festzuhalten. Wo Liebe und Dharma sind, wird Friede automatisch folgen. Liebe kann sich nur im Frieden entwickeln. Wo Liebe ist, kann keine Gewalt sein. Nur dann kann der Mensch all seine Handlungen auf der physischen, mentalen und spirituellen Ebene friedvoll durchführen. Wenn ihr Frieden wollt, solltet ihr deshalb zuerst Liebe entwickeln. Wenn ihr Liebe wollt, solltet ihr an der Wahrheit festhalten. Doch der Mensch nimmt heutzutage sogar in kleinen Dingen zur Unwahrheit Zuflucht. Darüber hinaus ist er voller Ärger und Zorn. Zorn würgt die Wahrheit im Menschen völlig ab. Der Mensch wurde nicht geboren, um eine Familie zu gründen oder seinen Bauch zu füllen, sondern um sein Leben zu heiligen. Wenn er nicht dementsprechend handelt, verliert er seine Menschlichkeit. Der Mensch wird göttlich, wenn er sich von Wünschen befreit. Die Mutter strebt das Glück ihrer Kinder an, die sie, alle Härten und Schwierigkeiten ertragend, aufgezogen hat. Aber leider lieben die Menschen heutzutage ihren Vater und ihre Mutter nicht. Tatsächlich lieben sie niemanden.
Verkörperungen der Liebe!
Wo immer wir in dieser Welt hinschauen, nirgendwo finden wir auch nur eine Spur Frieden. Nicht einmal in Händlern, die Blumen, Gemüse und Brennholz verkaufen, finden wir Frieden. Wo ist Friede? Friede ist nur in uns, in unserem Sprechen und unserem Herzen. Er kann nicht außen gefunden werden. Welche spirituellen Praktiken wie Japa, Yoga und Yajna wir auch durchführen, sie können uns keinen Frieden schenken. Zuallererst sollten wir dafür sorgen, dass unser Herz beständig und friedvoll ist. Wo immer wir in dieser Welt hinschauen, finden wir nur Konflikte. Sogar enge Freunde, die einander lieben, streiten sich um belanglose Dinge. Tatsächlich kann man in dieser Welt keinen wahren Freund finden. Die schlechten Eigenschaften in unserem Herzen sind Ursache dieser Konflikte. Reinigt deshalb euer Herz – nicht das physische, sondern das spirituelle. Im Herzen sollte keine Spur Unreinheit sein.
Die Leute häufen heutzutage viel Geld an. Aber wofür? Was werden sie mit sich nehmen, wenn sie die Welt verlassen? Sie müssen mit leeren Händen gehen. Sie müssen sogar ihren Körper zurücklassen, wenn sie sterben. Die fünf Elemente gehen in die fünf Elemente ein. Dann wird die leere Hülle verbrannt. Man sollte deshalb nicht stolz auf seinen Körper oder seinen Reichtum sein. Geld kommt und geht, Moral kommt und wächst. Wir sollten Moral entwickeln. Trotz seiner hohen Bildung hat der Mensch heute seine Moral verloren. Jemand ohne Moral ist kein Mensch, sondern in Wirklichkeit ein Dämon in Menschengestalt. Wo keine Moral ist, kann keine Menschlichkeit sein. Respektiert eure Älteren, zeigt euren Eltern Dankbarkeit. Aber heutzutage mangelt es den Menschen an solchen Gefühlen der Dankbarkeit und des Respekts, und sie denken: „Warum sollten wir unsere Älteren respektieren? Warum sie lieben?“ Wo immer die Menschen hingehen, sie verlangen nach immer mehr Geld! Was ist unser wahrer Reichtum? Liebe ist unser wahrer Reichtum. Wenn wir diesen Schatz der Liebe erlangen, können wir alles haben. Wir können sogar Wolken mit den Händen greifen.
Alles befindet sich in den Händen des Menschen, und alle Gottheiten sind in ihm gegenwärtig. Tatsächlich ist er nichts als göttlich, von Kopf bis Fuß. Alle weltlichen Dinge gleichen vorbeiziehenden Wolken, die kommen und gehen. Auf diese vorbeiziehenden Wolken stolz zu sein, ist ein großer Fehler. Wenn es ums Reden geht, sagen wir alles Mögliche. Aber wenn es ums Umsetzen geht, stimmen unsere Handlungen nicht mit unseren Worten überein. Das ist eine große Sünde.
Oh ihr Menschen! Niemand in dieser Welt kann euch Glück schenken, nur Gott. Gott allein beschützt euch auf jegliche Weise. Ihr solltet immer an ihn denken. Wenn ihr ständig an Gott denkt, werdet ihr frei sein von allen Sorgen. Manche Menschen machen sich über euch lustig und fragen: „Du wiederholst ständig ’Gott, Gott, Gott…aber was hat er dir gegeben?’ Es ist Gott allein, der euch alles gibt. Es ist Gott, der euch belohnt, bestraft und beschützt. Alles ist Gott. Es gibt nur eine Wahrheit, aber die Weisen geben ihr verschiedene Namen. Nur zu unserer eigenen Befriedigung geben wir Gott diesen oder jenen Namen. Tatsächlich sind alle Namen sein. Wir sollten ihn dauerhaft in unserem Herzen verankern. Welche Schwierigkeiten auch auf euch zukommen, akzeptiert sie als Gottes Willen. Niemand weiß, wozu Gott Schwierigkeiten gibt. Denkt, dass Schwierigkeiten eurem Glück gelten. Glück ist nicht aus Glück zu erhalten. Freude ist ein Intervall zwischen zwei Schmerzen. Gedanken und Gefühle des Menschen (mind) sind für all seine Schwierigkeiten verantwortlich. Wenn der Geist (mind) des Menschen beunruhigt ist, sieht er überall nur Schwierigkeiten. Sogar sein eigenes Leben widert ihn an und er beginnt zu glauben, dass es vergeudet sei. Die Gedanken und Gefühle des Menschen und seine Wünsche sind der Grund für all dies.
Verletzt niemanden, schadet niemandem. Liebt alle. Dient allen. Ihr werdet unvorstellbaren Gewinn daraus beziehen. Wenn ihr jemandem helft, wird diese Hilfe selbst euch helfen. Diese Art Hilfe ist in der heutigen Welt nicht zu finden. Wo immer ihr hingeht, herrschen „Ich, ich, ich“ und „mein, mein, mein“. Der Mensch ist so selbstbezogen geworden, dass er alles außer sich selbst und die ihm Lieben und Nahestehenden vergisst. Das gesamte Universum ist die Verkörperung Vishnus. Der Mensch ist kein bloßer Sterblicher; er ist göttlich. Betrachtet deshalb alle als göttlich. Schadet oder verletzt niemanden körperlich oder geistig. Manche Menschen beziehen eine Art Befriedigung daraus, andere zu verletzen, aber sie müssen in Zukunft die Folgen ihrer Handlungen erleiden. Sie sind nicht in der Lage zu erkennen, welche Schwierigkeiten auf sie zukommen werden. Euch kann nur das aufstoßen, was ihr gegessen habt. Wenn ihr Gurke esst, könnt ihr nicht Mango aufstoßen. Was ihr auch tut, ihr werdet die Folgen davon erleben. Seht deshalb Gutes, tut Gutes, sagt Gutes, seid gut und erfahrt gute Ergebnisse. Was immer Gott sagt, ist alles nur zu eurem Guten. Krishna sagte: „Arjuna! Aufgrund deiner Täuschung machst du dir Sorgen. Dieser Krieg ist nur für deinen Sieg entstanden. Wozu dient dieser Sieg? Um die Göttlichkeit des Menschen zu bezeugen.“
Verkörperungen der Liebe!
Eure ganzen Schwierigkeiten sind wie ein Spiegel. Sie enthüllen eure wahre Gestalt. Ihr hegt alle möglichen Wünsche und erlebt als Folge davon viel Leid. Gebt deshalb Wünschen keinen Raum. Die Ursache all eurer Schwierigkeiten sind eure grenzenlosen Wünsche. Keine Wirkung ohne Ursache. Ohne Samen kann kein Sprössling wachsen. Deshalb muss es einen Samen geben, der zu einem großen Baum heranwächst. Wem ihr auch begegnet, betrachtet ihn als euer eigen. Identifiziert euch mit ihm. Entwickelt dieses Gefühl immer mehr. Wer bist du? Du sagst: „Ich bin soundso“. Wie heißt du? Du antwortest: „Ich heiße Nagappa.“ So trägt jeder einen anderen Namen. Sogar wenn die ganze Welt Gott fragen würde, „Wer bist du?“, wird er antworten: „Ich bin Ich“, „Ich bin Brahman“ (aham brahmasmi). Tatsächlich ist die gesamte Welt von Gott durchdrungen. Ihr könnt in dieser Welt niemanden finden, in dem Gott nicht gegenwärtig ist. Wen auch immer ihr kritisiert oder preist, es erreicht Gott. Wenn ihr Gott kritisiert, könnt ihr den Folgen nicht entkommen. Kritisiert deshalb niemals. Was immer jemand über euch redet, lasst es ihn sagen. Denkt, er kritisiert nicht euch, sondern sich selbst. Was immer er sagen mag, wird sich in Luft auflösen. Was bringt es, auf die Worte zu reagieren, die sich in Luft auflösen? Liebe allein erreicht das Herz. Welche Art Gedanken sollte man haben? Eure Gedanken sollten von Wahrheit durchdrungen sein. Nur wenn eure Gedanken wahrhaftig sind, könnt ihr Liebe erfahren. Führt deshalb euer Leben in Liebe und beendet es in Liebe. Was immer ihr anderen antut, ihr tut es euch selber an.
Sei es gut oder schlecht, Hilfe oder Schaden, alles ist das Ergebnis eurer eigenen Gedanken (sankalpa, auch: Beschluss, Plan, Wille, Wunsch). Liebt deshalb alle. Wenn ihr andere nicht lieben könnt, seid einfach still. Aber beschimpft sie nicht. Tatsächlich besitzt niemand das Recht, andere zu kritisieren. Dieselbe Liebe ist in jedem gegenwärtig. Kann Liebe Liebe kritisieren? Nein, nein. Liebe kritisiert nie. Sie schenkt die Erfahrung der Liebe unablässig einem jeden. Sogar Vögel und Tiere haben Liebe. Sollte der Mensch dann nicht seine Mitmenschen lieben? Der Mensch ist mit so vielen guten Eigenschaften ausgestattet und sollte deshalb seine Mitmenschen lieben. Nur dann kann er Empfänger von Gottes Liebe werden. Liebt deshalb alle und erhaltet Gottes Liebe. Verbindet eure Liebe mit Wahrheit. Nehmt niemals zur Unwahrheit Zuflucht. Nur durch Wahrheit könnt ihr Liebe haben. Wo Wahrheit und Liebe sind, ist Frieden. Wo Friede ist, ist Gewaltlosigkeit. Deshalb sollte der Mensch vor allem Wahrheit und Liebe entwickeln. Dann wird er nicht zu Gewalt greifen. Welchen spirituellen Disziplinen ihr auch nachgeht, ob Askese, Opferhandlung oder Yoga, lasst sie alle von Liebe durchdrungen sein.
Gott ist euer wahrer Verwandter. Er kommt in Gestalt eures Sohnes, eurer Tochter, eures Freundes und aller anderen Beziehungen zu euch. Gott ist in all euren Schwierigkeiten euer wahrer Verwandter. Deshalb wird er Apadbandhava, ein Freund in schwierigen Zeiten, genannt. Aber wie sollten wir mit diesem Verwandten umgehen? Wir sollten diese Verwandtschaft nicht als Verwandtschaft auf der physischen Ebene betrachten.
Hierzu ein kleines Beispiel. Unmittelbar nach der Hochzeit entwickeln Ehemann und Ehefrau eine enge Beziehung. Sie gestehen einander: „Du bist ich und ich bin du.“ Aber nach einer Woche ändert sich die Beziehung; dann ist Ehefrau Ehefrau und Ehemann ist Ehemann. Wenn Ehemann und Ehefrau bald nach der Heirat zusammen ausgehen und der Mann sieht unterwegs einen Dorn, dann ist er sehr besorgt, dass dieser seine Frau verletzen könnte. Sobald er den Dorn erblickt, ruft er: „Ein Dorn, ein Dorn, ein Dorn!“ und zieht seine Frau beiseite, um sie zu schützen. So viel Liebe und Fürsorge! Nach einer Woche gehen sie zum Markt. Wieder erblickt der Mann einen Dorn und sagt zu seiner Frau: „Dort ist ein Dorn. Kannst du ihn nicht selber sehen?“ Nach ein paar Tagen, wenn er wieder einen Dorn erblickt, ruft er ärgerlich: „Bist du blind?“ In nur ein paar Tagen ändert sich diese Liebe. Wenn wir unser Vertrauen in diese Liebe setzen und unser Leben in dieser Art Liebe führen, wie lange können wir dann leben? Diese Liebe ändert sich in wenigen Tagen. Körperliche Liebe ist überhaupt keine Liebe. Die beiden Körper sind wie zwei Schaumblasen. Beide sind mit Luft gefüllt. Diese Blase wird platzen, und die andere ebenfalls. Wenn die Blase platzt, vermischt sich Luft mit Luft. Nach dieser Art Liebe sollten wir deshalb nicht verlangen. Liebe von Herz zu Herz ist wichtig. Diese Liebe von Herz zu Herz erreicht Gott.
So viele Menschen sind hierher gekommen, um am Bhajansingen teilzunehmen. Haben sie alle festen Glauben und Vertrauen? Können sie alle Befreiung erlangen? Nein, keinesfalls. Von all diesen Menschen erreichen die Gebete von vielleicht nur zehn Menschen Gott. Gemeinschaftliches Bhajansingen wird in der Hoffnung organisiert, dass von vielen Menschen, die daran teilnehmen, die Liebe einiger von ihnen Gott erreichen möge. Bhajans sind auch dazu gedacht, in der ganzen Gemeinschaft Liebe zu Gott zu entwickeln.
Guru Nanak begann mit der Disziplin des gemeinschaftlichen Singens. Als jemand ihn fragte: „So viele Menschen singen gemeinsam. Wird Gott ihnen allen zuhören?“, erwiderte er: „Es könnte sein, dass zumindest die Liebe von einem oder zweien Gott erreicht. Das genügt, um sie alle zu beschützen.“ Deshalb sollten wir gemeinschaftlich singen. Die Gemeinschaft (samashti) setzt sich aus Individuen (vyashti) zusammen. Wenn viele Individuen zusammenkommen und eine Gemeinschaft bilden, wächst ihre Kraft (pushti). Gott (parameshti) hat die Schöpfung (srishti) nicht zum Vergnügen geschaffen. Er hat es getan, um die Einheit der ganzen Schöpfung zu manifestieren.
Einheit ist das der Schöpfung zugrunde liegende Prinzip. Es ist dazu gedacht, das Liebesprinzip in allen zu fördern. Aber leider trennen politische Parteien heutzutage die Menschen auf der Basis von Parteipolitik. Vier Personen der gleichen Familie schlagen vier verschiedene Wege ein und spalten das Haus in vier Abteilungen auf. Das ist sehr schlecht. Selbst wenn in einer Familie vierhundert Personen sind, sollte Einheit unter ihnen herrschen. Jeder sollte seinem Nachbarn helfen. Alle sollten einander helfen. Nur dann kann Harmonie in der Schöpfung herrschen. Ansonsten verliert die Schöpfung ihren Sinn.
Ihr solltet aus ganzem Herzen am Bhajansingen teilnehmen und zur Ehre Gottes singen. Selbst wenn ihr nicht in der Lage seid, irgendeiner anderen spirituellen Disziplin zu folgen, wiederholt (singt) Gottes Namen. Das genügt. (Swami singt den Bhajan: Hari Bhajana bina…und fährt mit seiner Ansprache fort). Ohne Bhajan könnt ihr keinen Frieden und kein Glück erreichen. Friede ist nur durch Bhajan und kein anderes Mittel zu erreichen. Hari nama bina ananda nahi: Ohne Gottes Namen zu singen, könnt ihr keine Glückseligkeit erreichen. Japa dhyana bina samyoga nahi: Ohne Mantrenwiederholung und Meditation könnt ihr die Einheit mit Gott nicht erreichen. Was bedeutet Yoga? Nicht nur, mit geschlossenen Augen still zu sitzen. Was bedeutet Meditation? Es bedeutet nicht, mit geschlossenen Augen an Gott zu denken. Ihr solltet Gott in eurem Herzen verankern. Denkt nicht, ihr wäret von Gott verschieden. Ihr solltet eins mit Gott werden. Die androgyne Form Gottes (ardhanarîshvara) symbolisiert diese Wahrheit. Diese Form repräsentiert Mann und Frau. Das eine ist Gott, das andere die individuelle Seele. Wahre Befreiung bedeutet die Einheit von individueller Seele (jîva) und Gott (daiva). Wo das Individuum ist, da ist Gott. Deshalb ist es nicht notwendig, Gott hinterher zu rennen. Gott ist in allen Individuen (jîva) gegenwärtig. Haltet euch nicht für ein bloßes Individuum; denkt, dass ihr Gott seid. Aufgrund eurer Körperbindung haltet ihr euch für ein Einzelwesen. Ihr solltet das nicht tun.
Derselbe Atman ist in allen gegenwärtig. Wenn ihr das atmische Prinzip in Erwägung zieht, sind alle eins. In dieser Halle befinden sich so viele Individuen. Der Atman in allen von ihnen ist ein und derselbe. Eine Sonne ist am Himmel, die der gesamten Welt Licht schenkt. Entsprechend ist Gott wie die Sonne, die das Leben eines jeden erleuchtet. Wenn wir andere kritisieren, stürzen wir uns in Dunkelheit. Liebt deshalb alle und dient allen. Wenn jemand uns verunglimpft, lasst es ihn tun. Beschimpfungen werden sich in Luft auflösen. Denkt deshalb immer, dass niemand euch kritisieren kann. Vertraut darauf, dass Gott euch immer beschützen wird. Entwickelt unerschütterliches Gottvertrauen. Es gibt viele Leute, die Gottes Existenz bestreiten. Wenn es Gott nicht gibt, woher seid ihr dann gekommen? Was ist euer Ursprungsort? Wenn ihr nicht an Gott glaubt, ist euer ganzes Leben vergeudet.
Deshalb, Verkörperungen der Liebe, entwickelt Wahrheit und Liebe. Wenn ihr beides habt, Wahrheit und Liebe, werdet ihr Frieden haben. Wenn ihr Frieden habt, könnt ihr euer gesamtes Leben glücklich verbringen. Ihr werdet niemanden hassen. Nur wenn es euch an Liebe und Wahrheit mangelt, empfindet ihr Hass. Ihr solltet Liebe und Wahrheit in eurem Leben vereinen. Wenn ihr Liebe habt, werdet ihr alle lieben und alle glücklich machen. Hütet deshalb Liebe und Wahrheit gleich einem Schatz in eurem Herzen und vergesst sie niemals, nicht einmal im Traum. Träume sind nur die Reaktion, die Widerspiegelung und das Echo des Wachzustands. Was immer ihr am Tage tut, erscheint nachts in eurem Traum. Träume sind wie vorüber ziehende Wolken. Lauft ihnen nicht nach. Haltet an Gott fest, der wahr, ewig und unwandelbar ist. Wenn ihr an Gott festhaltet, könnt ihr alles vollbringen, und ihr werdet weder Angst noch Sorgen haben.
Lasst die Leute reden, was immer sie wollen. Kümmert euch nicht darum. Denkt, dass sie euren Körper und nicht euch selbst kritisieren. Messt dem Körper keine unangemessene Bedeutung bei. Ihr seid nicht der Körper. Wenn ihr behauptet: „Dies ist mein Körper“, solltet ihr euch fragen: „Wer bin ich?“ Dieses Ich ist nicht das individuelle Ich. Es ist das zugrunde liegende Ich. Es bezieht sich nicht bloß auf einen spezifischen Einzelnen, sondern auf alle. Das Symbol des Christentums, das Kreuz, kennzeichnet das Durchkreuzen des individuellen Ich. Nur wenn ihr das individuelle Ich durchkreuzt, könnt ihr das Göttliche erlangen. Gebt deshalb das enge Empfinden von ich und mein auf. Ihr sagt. „Mein Sohn, meine Tochter (naa koduku, naa bidda)“. Naa bedeutet hier nein; es steht für nichts. Gott allein ist immer bei uns. Alles ist Gott. Ihr solltet immer an ihn denken. Verschwendet keinen einzigen Augenblick. Die Vergeudung auch nur eines Augenblickes ist eine große Verschwendung. Wenn ihr auch nur einen Augenblick an Gott denkt, werdet ihr sehr viel Glückseligkeit erfahren. Wenn euch Leid gefangen hält, schließt die Augen und denkt an Gott. Das wird euch Frieden schenken. Seid nicht traurig oder unglücklich über irgendetwas. Begegnet allen Situationen mit Mut und Stärke. Mut und Stärke sind eure wahre Kraft. Auf diese Weise solltet ihr, als Devotees des Herrn, in jedem Augenblick eures Lebens an ihn denken. (Swami singt den Bhajan „Rama, Rama, Rama, Sita…“ und fährt mit seiner Ansprache fort).
Die Studenten singen den Bhajan: „Kausalyatmaja Rama charan, Vaidehi priya Rama charan, Bharatarchita Sri Rama charan, Ahalyodharaka Rama charan, Hanumatsevita Rama charan“: „Verehre ständig die Lotosfüße Ramas, des Sohnes von Kausalya, die Sita lieb und teuer sind, die Bharata verehrte, denen Hanuman diente und die Ahalya erlösten.“ Alle fünf in diesem Lied erwähnten Personen sind Rama sehr lieb. Auf diese Weise wählt jeder Avatar einige gesegnete Personen für seine besondere Gnade aus. Die so erwählten Personen sind jene, denen es gelang, sich völlig zu ergeben. Rama war der Atman von Mutter Kausalya. Rama stellte fest: „Kausalya hat mich geboren. Wie hätte ich ohne Kausalya inkarnieren können? Demzufolge ist meine Mutter mein Gott.“
Die zweite Zeile des Liede lautet: „Vaidehi priya Rama charan.“ Vaidehi bedeutet jemand, der die Bindung an den Körper überwunden hat. Die nächste Zeile lautet: „Hanumatsevita Rama charan.“ Hanuman dachte ständig nur an Rama und wiederholte ununterbrochen „Rama, Rama, Rama“. Der Klang von „Rama, Rama, Rama“ ging aus jeder Pore seines Körpers hervor. Einst fragte Rama ihn, worüber er kontempliere. Da erklärte Hanuman: „Swami! Jedes Haar meines Körpers rezitiert deinen Namen!“ Mit diesen Worten riss er ein Haar von seinem Körper aus und hielt es nahe an Ramas Ohr. Rama selbst hörte „Rama, Rama, Rama“ von dem Haar ausgehen. Deshalb sollte, während wir Gottes Namen kontemplieren, unser gesamtes Wesen vom göttlichen Bewusstsein durchdrungen sein. Jeder Gedanke, jedes Wort und jede unserer Handlungen sollte vom göttlichen Namen durchdrungen sein. Nur dann können wir wahrhaft göttlich werden.
Gott nimmt menschliche Form an. Gott inkarniert in menschlicher Gestalt. Wer den Namen Rama oder einen anderen Namen Gottes ständig rezitiert, ist ein wahrer Mensch. Sogar ein Atheist sagt: „Ach, Rama!“, wenn er Schmerzen hat. Wenn man verletzt oder verwundet ist, ruft man: „Abba Rama!“ Demzufolge muss jeder irgendwann Gottes Namen aussprechen. Wir sollten immer in Gottes Namen eingetaucht bleiben. Rezitiert irgendeinen Namen Gottes – Rama, Krishna, Allah, Jesus. Gott wird mit vielen Namen gerufen, aber er ist Einer. Es gibt viele Sorten Süßigkeiten wie Mysorepak, Gulab Jamun, Burfi, Palakova, Jilebi, aber nur der Zucker verleiht ihnen allen Süße. Entsprechend ist das göttliche Prinzip in allen Namen dasselbe.
Ich bin Einer, aber ich bin in jedem, in allen Formen, gegenwärtig. In meiner Schöpfung herrscht Einheit, aber ihr seht aufgrund eurer fehlerhaften Sicht Verschiedenheit. Ihr solltet die Einheit in der Schöpfung sehen. Ihr solltet euch nicht nach eurer Sichtweise richten. Eure Augen sehen Gutes und Schlechtes. Wenn in den Augen ein Defekt ist, sieht man zwei Dinge statt einem. Der Fehler liegt an eurer Sichtweise. Tatsächlich ist Gott Einer. Rezitiert irgendeinen Namen, aber rezitiert ihn mit Liebe. Wenn ihr den göttlichen Namen mit Liebe rezitiert, werdet ihr überall Liebe erfahren.
Übersetzung der auf der offiziellen Aschramwebsite veröffentlichten Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.
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