Vor Äonen herrschte überall Dunkelheit. Es gab weder Menschen noch irgendwelche anderen Geschöpfe. Es war überall stockdunkel. Jahrelang gab es wolkenbruchartige Regenfälle, und als Folge dieser Fluten bildeten sich Ozeane und Berge erhoben sich. Nach und nach zeigten sich die Sterne am Himmel. Auch die Sonne schien und sandte ihre Strahlen auf die Erde. Die Meere und der Himmel wurden blau. Die Farbe blau deutet auf die unermessliche Weite der Meere und des Himmels hin. Gott ist ebenfalls unermesslich, und deshalb wird seine Erscheinungsform als blau dargestellt. Nach und nach entwickelten sich Wälder und Hügel, Insekten und Geschöpfe, Vögel und wilde Tiere auf der Erde. Millionen Geschöpfe verschiedener Art, sowie Menschen, begannen, die Erde zu bewohnen.

 

Vor vielen Jahren besuchte ich einmal Anantapur. Ich war damals sehr jung. Ich wohnte im Bungalow des Distriktkollektors. Er kam zu mir und fragte: „Swami! Hier ist viel Rotwild. Bitte nimm zwei Tiere mit und behalte sie in deinem Ashram.“ Das Prashanti-Nilayam-Gebäude war noch nicht errichtet. Ich nahm diese beiden Tiere mit und hielt sie zuerst in Bangalore. Nach und nach vermehrten sie sich sehr stark, bis es schließlich Hunderte waren. Sie hatten dort nicht genügend Auslauf. Deshalb wurden sie später nach Prashanti Nilayam gebracht und in einem gesonderten Wildpark gehalten. Auf diese Weise vervielfältigt sich Gottes Schöpfung täglich.

 

Es regnet draußen. Ich sehe, dass einige Frauen vom Regen durchnässt werden. Lasst diese Frauen herein. Auch die Männer. Es tut mir leid, dass so viele Devotees auf der Frauen- und Männerseite im Regen stehen, um Swamis Darshan zu haben und seine Ansprache zu hören.

 

Niemand kann das Mysterium von Gottes Handlungen ermessen.

 

Als ich die Mittelschule in Kamalapuram, einer Kleinstadt in der Nähe von Kadapa, einer Bezirkshauptstadt im gegenwärtigen Staat Andhra Pradesh, besuchte, war ich sehr jung und klein. Jedes Jahr wurde ein Dorfjahrmarkt in großem Stil in einem Ort namens Pushpagiri abgehalten, welcher zwischen Kamalapuram und Kadapa lag. Eines Tages sagte der Sportlehrer unserer Schule zu uns: „Nächste Woche wird in Pushpagiri ein großer Viehmarkt stattfinden. Viele Menschen aus dem ganzen Bezirk und den Nachbardörfern werden kommen, um an diesem Markt teilzunehmen. Wir müssen aus unserer Schule freiwillige Helfer schicken, um die Menschenmengen zu regulieren und um ihnen darüber hinaus manchen Dienst zu erweisen.“

 

Der Sportlehrer war auch unser Pfadfinderführer. Er bestand darauf, dass alle Jungen unserer Schule an dem Pfadfindercamp teilnehmen und den Menschen helfen, die den Markt besuchen. Zu mir sagte er außerdem: „Raju! Du musst der Führer dieses Pfadfindercamps sein.“ Ich protestierte und sagte: „Sir! Alle sind älter als ich. Wie kann ich die Aufsicht über diese Jungen übernehmen? Ich kann es nicht.“ Daraufhin unterstützten alle Jungen und Lehrer einstimmig die Idee, dass ich der Führer des Camps sein solle. Am nächsten Tag rief unser Sportlehrer alle Jungen herbei und gab die Anweisung, dass jeder von uns ein Khakihemd und weite Kniehosen zusammen mit einem Ledergürtel und einer Trillerpfeife tragen sollte. Er bestand auch darauf, dass alle Stiefel tragen sollten und einen Stock und eine Taschenlampe. Wie sollte ich all diese Dinge besorgen? Ich hatte nicht einmal einen Paisa in meiner Tasche.

 

Zwei meiner Klassenkameraden namens Ramesh und Suresh saßen mit mir zusammen auf einer Dreierbank in unserem Klassenzimmer, die beiden Jungen jeweils an meiner Seite. Ramesh war der Sohn eines wohlhabenden Steuerbeamten. Er war genauso groß wie ich. Er ging zu seinem Vater und bat ihn: „Vater! Mir gefällt die Khakikleidung sehr. Bitte lasse zwei Anzüge, Khakihemd und -hose, für mich anfertigen.“ Er verriet jedoch nicht, dass er vorhatte, den zweiten Anzug jemand anderem zu geben. Am nächsten Tag brachte er einen Anzug in einer Stofftasche und legte sie mit einer kleinen Notiz unter mein Pult. Er schrieb: „Raju! Du bist mein Bruder. Wenn du nichts dagegen hast, nimm bitte diesen Anzug. Gib ihn mir nicht zurück. Solltest du das tun, wäre ich sehr unglücklich und würde Selbstmord begehen.“ Es ist mein Grundsatz, dass ich von niemandem etwas annehme. Ich spürte sehr stark, dass eine Freundschaft zwischen zwei Menschen, die auf einer Ebene des Gebens und Nehmens beruht, nicht lange halten wird. Deshalb gab ich die Kleider mit einer Notiz zurück: „Wenn du und ich gute Freunde bleiben wollen, dann nimm diese Kleider zurück.“ Ramesh war buchstäblich in Tränen aufgelöst wegen meiner Hartnäckigkeit. Sehr widerwillig nahm er die Kleidung zurück.

 

Alle Jungen, die sich freiwillig für den Pfadfinderdienst gemeldet hatten, mussten am nächsten Tag nach Pushpagiri aufbrechen. Es war eine Reise von elf Meilen zu Fuß, weil in jenen Tagen keine Busse auf dieser Strecke verkehrten. Die Jungen steuerten jeder fünf Rupien für die Ausgaben in dieser Zeit bei. Aber ich hatte kein Geld, nicht einmal einen Paisa. Deshalb dachte ich mir einen Plan aus. Ich hielt meine Bücher immer in sehr guter und sauberer Verfassung. In jenen Tagen waren nur sehr wenige Jungen in der Lage, neue Bücher zu kaufen, wenn sie in eine höhere Klasse versetzt wurden. Deshalb pflegten sie die Lehrbücher gebraucht zu reduzierten Preisen zu kaufen. Ein armer Junge kam zu mir, um meine Lehrbücher zu kaufen. Sogar für niedrigere Klassen war der Lehrplan in Fächern wie Geschichte, Erdkunde, Sozialkunde usw. sehr umfangreich. Der Preis für meine Bücher ergab insgesamt 18 Rupien, und meine Bücher sahen wie neu aus. Der Junge konnte diese Summe nicht zahlen. Deshalb sagte ich zu ihm: „Sei nicht traurig, zahle mir einfach fünf Rupien und nimm die Bücher.“ Der Junge war sehr glücklich und bezahlte die Summe sofort.

 

In jenen Tagen waren Banknoten selten. Deshalb zahlte er die gesamte Summe in kleinen Münzen, eingewickelt in ein Stück Stoff. Das Tuch war so alt, dass es das Gewicht der Münzen nicht tragen konnte und zerriss. Die Münzen wurden unter großem Lärm überall im Zimmer verstreut. Als sie den Lärm hörte, kam die Hausherrin herbeigelaufen und fragte: „Woher hast du all dieses Geld? Hast du es aus meiner Kiste gestohlen?“ Sie begann, mich zurechtzuweisen. Ich erklärte ihr: „Nein, Mutter! Ich verkaufte meine Bücher diesem Jungen und er gab mir die Münzen.“ Der arme Junge, der diesen Vorfall miterlebte, sagte ihr: „Mutter! Ich selbst gab Raju diese Münzen als Bezahlung für seine Bücher, die ich ihm abkaufte.“ Die Frau schenkte seinen Worten keinen Glauben und bestrafte auch ihn. Sie nahm alle Münzen weg und ich stand ohne einen Paisa da.

 

Die Jungen, die an dem Pfadfindercamp teilnahmen, waren alle reich und gut gekleidet. Sie kamen zu unserem Haus, um mich abzuholen. Aufgrund der Umstände, in denen ich mich zu der Zeit befand, war ich nicht in der Lage, sie zu begleiten. Wenn ich ihnen sagen würde, ich hätte Fieber, würden sie ein Thermometer bringen und Fieber messen. Wenn ich behauptete, ich würde an irgendeiner Krankheit leiden, würden sie mich zu einem Arzt bringen und mich untersuchen lassen. Deshalb sagte ich zu ihnen: „Ich habe Magenschmerzen und kann euch heute nicht begleiten.“ Den Jungen tat es leid und widerstrebend brachen sie ohne mich zum Pfadfindercamp auf. Danach machte ich mich alleine in derselben Nacht im Mondlicht auf den Weg. Ich lief und lief und kam im Morgengrauen in Pushpagiri an. Ich war sehr müde, da ich elf Meilen am Stück gelaufen war. Ich war hungrig und durstig. Ich wollte meine Hände und meinen Mund waschen und hielt nach Wasser Ausschau. Nirgendwo in der Nähe gab es Wasser. Es gab in der Nähe ein Wasserbecken, um Kühe und Büffel in diesem Wasser zu baden. Das Wasser war sehr schmutzig. In meiner Hilflosigkeit wusch ich mein Gesicht mit diesem dreckigen Wasser und trank etwas davon, um meinen Durst zu stillen. Dann bemerkte ich, dass jemand dort an der Wasserstelle ein Paket Bidis (einfache Zigaretten) und eine Ein-Anna-Münze zurückgelassen hatte. Die Zigaretten waren natürlich von keinerlei Nutzen für mich, und deshalb warf ich sie weg. Ich nahm die Ein-Anna-Münze und wechselte sie in vier kleinere Münzen (Bottu) um. Als ich umkehrte, bemerkte ich einen Mann, der am Straßenrand saß, Spielkarten auf einem Tuch ausgebreitet hatte und die Vorbeigehenden einlud, auf eine Karte zu wetten, indem er rief: „Kreuz, Pik, Karo“ usw. Er lud mich mit den Worten ein: „Raju! Du bist ein Glückspilz. Komm, komm! Setze einen Betrag auf irgendeine Karte deiner Wahl, und ich werde dir, falls du gewinnst, den doppelten Betrag geben.“ Es war zweifellos eine Art Glücksspiel, aber ich war zu der Zeit hilflos. Ich begann, jedes Mal eine Münze auf eine andere Karte zu setzen. Jedes Mal gewann ich die Wette und erhielt den doppelten Einsatz. Auf diese Weise spielte ich das Spiel, bis ich 16 Annas zusammenhatte. Da beschloss ich, dass es genug wäre, hörte mit dem Spiel auf und kehrte mit dem eingenommenen Geld zurück. Da ich hungrig war, kaufte ich für einen Bottu drei Dosas (salzige Pfannkuchen). Damals gab es Dosas zum Preis von einem Dammidi (1/3 Bottu). So kam ich mit zwei Bottus pro Tag zurecht, indem ich Dosas aß. Obwohl ich wie jeder andere Junge normal an den Hilfsaktivitäten teilnahm, war ich mir im tiefsten Herzen der Tatsache bewusst, dass Glücksspiel schlecht ist und ich es nicht hätte tun sollen. Ich kannte die Geschichte von Dharmaraja, der im Mahabharata alles, inklusive Frau, Brüder und Königreich, verlor.

 

Am Ende des Pfadfindercamps hatte ich einen Bottu übrig. Ich kaufte ein paar Süßigkeiten, Früchte, Blumen, Kumkum und ein paar Armreifen für meine Schwägerin. Seshamaraju, der ältere Bruder dieses Körpers, war auf einem Lehrerausbildungskurs gewesen und gerade zurückgekehrt. Sobald ich das Haus betrat, bemerkte ich, dass er mit Hilfe eines Holzlineals Linien in ein Notizbuch zeichnete. Er war sehr wütend darüber, dass seine Frau in meiner Abwesenheit drei Tage lang Wasser holen musste und deshalb sehr müde war. Als ich ihr die Süßigkeiten und Früchte, die ich von Pushpagiri brachte, anbot, warf sie diese zu Boden. Sie weigerte sich sogar, das Kumkum, das ein Segenszeichen ist, anzunehmen. Seshamaraju war nach diesem Vorfall wutentbrannt. Er nahm das Lineal und schlug mich auf den Unterarm; dabei zerbrach das Lineal in drei Stücke. Meine Hand schwoll an. Ich erzählte niemandem von diesem Vorfall. Ich selbst verband die geschwollene Hand mit einem nassen Tuch. Am nächsten Tag starb Seshamarajus Sohn. Seshamaraju schickte Vater ein Telegramm, sofort zu kommen. Damals gab es in Puttaparthi kein Postamt oder Telegrafenbüro. Die Telegramme wurden nach Bukkapatnam geschickt und von dort brachte sie ein Bote nach Puttaparthi. Der Vater dieses Körpers, Peddavenkamaraju, pflegte regelmäßig nach Bukkapatnam zu gehen, um auf dem Dorfmarkt die notwendigen Dinge einzukaufen. Er sah dort das Telegramm und eilte sofort nach Kamalapuram. Er sprach zuerst mit den Familienmitgliedern und erkundigte sich dann, warum meine Hand geschwollen und verbunden sei. Ich versuchte, den Vorfall als sehr unbedeutend herunterzuspielen und sagte ihm, ich hätte mich versehentlich im Haus an der Tür gestoßen und nichts Ernsthaftes wäre geschehen. Da mischte sich die Frau aus dem Nachbarhaus ein und informierte Venkamaraju: „Mein Herr! Das ist kein einzelner Vorfall. Dein älterer Sohn schlägt den Jungen täglich. Es schmerzt uns sehr, sein Leid mit anzuschauen.“

 

Seshamaraju war immer sehr wütend auf mich, denn seine Frau beklagte sich jeden Tag über mich und behauptete, ich hätte mich nicht um diese oder jene Arbeit usw. gekümmert. Zu meinen täglichen Pflichten in ihrem Haushalt gehörte es, heißes Wasser zum Waschen zuzubereiten, kleine Arbeiten im Haus zu verrichten und, als wichtigstes, zweimal täglich morgens und abends Wasser von einem Kanal zu holen, der in einiger Entfernung vom Haus war. Um alle diese Aufgaben erledigen und rechtzeitig in der Schule zu sein, musste ich sehr früh morgens, das heißt ungefähr um drei Uhr, aufstehen. Trotz dieses hektischen Tages war ich sehr froh darüber, dass die Leute im Dorf gute Menschen waren und mich sehr mochten. Täglich erkundigten sie sich voller Zuneigung nach meinem Wohlergehen. Sie mochten mein Singen sehr. Als ich nach Pushpagiri ging, um am Pfadfindercamp teilzunehmen, kam dieser geschäftige Ablauf zu einem Stillstand. Obwohl die Nachbarn mir gegenüber, dank meiner schweren Arbeit und meines guten Wesens, sehr rücksichtsvoll waren, konnten die Leute der Seshamaraju-Familie sich mit meiner Abwesenheit und der Unterbrechung der täglichen Routine nicht abfinden. Falls ich an irgend einem Tag das Wasser vom Kanal etwas später brachte, schrieen sie mich an. Selbstverständlich ignorierte ich dieses Geschrei und fuhr, wie üblich, geduldig mit meiner Aufgabe fort.

 

In dieser Nacht sagte mir der Vater Bescheid, dass er nach draußen müsste, um seine Notdurft zu verrichten. Es gab kein Licht und überall war es dunkel. In der einen Hand hielt ich eine kleine Kerosinlampe und in der anderen einen Wasserkrug und begleitete ihn zu einem abgelegenen Platz. Ich stellte diese Dinge auf den Boden und wollte zurückkehren, aber er hielt meine Hand fest und sagte in tiefem Schmerz zu mir: „Sathya! Habe ich dich jemals in all diesen Jahren geschlagen? Du musst durch diese Leute hier so viel leiden. Verlass dieses Haus. Komm! Lass uns am frühen Morgen zu unserem Dorf zurückkehren.“ Ich versuchte, ihn zu besänftigen, indem ich sagte: „Es ist nicht recht, wenn ich jetzt das Haus verlasse, insbesondere wo sie im Schmerz über den Tod ihres Sohnes versunken sind. Bitte gehe du voraus und ich werde später nachkommen.“ Daraufhin machte sich der Vater sehr widerwillig nach Puttaparthi auf. Zu Hause angekommen, erzählte er der Mutter von der dort herrschenden Lage. Sie konnte ihren Schmerz nicht zurückhalten und vergoss Tränen über meine Not. Sie sagte zum Vater: „Sathya ist ein sehr guter Junge. Ich schlage ihn nie. Jetzt erfahre ich, dass Seshamaraju ihn regelmäßig schlägt, weil er auf die Worte anderer hört. Ich kann das nicht länger ertragen. Wir können Sathya irgendwie großziehen, falls nötig sogar, indem wir Salz verkaufen. Er braucht für seine Erziehung nicht von anderen abhängig zu sein. Bitte geh und bring Sathya nach Hause zurück.“ Der Vater versuchte ihr klarzumachen, dass er dazu nicht in der Lage sei, aber sie bestand darauf. Deshalb gab er ein Telegramm auf: „Mutter ernsthaft erkrankt. Komm nach Puttaparthi.“ Da hatte ich keine andere Wahl, als nach Puttaparthi zurückzukehren.

 

In jenen Tagen gab es in Kamalapuram einen Händler namens Kotte Subbanna, der das berühmte Kindertonikum Bala Bhaskara verkaufte. Er gab uns etwas Geld für unsere Reise nach Puttaparthi, denn weder ich noch Vater hatten Geld bei uns. Unter großen Schwierigkeiten erreichten wir Anantapur. In Anantapur gab es eine Rechtsanwaltsfamilie, in der alle gute Menschen waren. Die gesamte Familie war Swami ergeben. Sie luden uns ein, in ihrem Haus zu Mittag zu essen.

 

Wir aßen in ihrem Haus zu Mittag und kehrten schließlich nach Puttaparthi zurück. Sobald wir unser Haus betraten, ergriff die Mutter meine Hand und fragte: „Sie ist noch geschwollen. Hast du auch Schmerzen?“ Dann trug sie auf der betroffenen Stelle verschiedene Hausmittel auf, unter anderem eine Paste aus Reishülsen, und machte eine Heißwasseranwendung. Die Arme! Sie versuchte ihr Bestes, mich aufzumuntern. Alle um mich herum weinten, als sie meine geschwollene Hand sahen. Ich sagte zu ihnen: „Kein Grund zur Sorge, alles ist verheilt.“ Von da an beschloss ich, auf Dauer in Puttaparthi zu bleiben. Seshamaraju kam in den Ferien auf Besuch. Vater und Mutter schalten ihn beide sehr mit den Worten: „Du nahmst diesen Jungen mit dir, um ihn auszubilden, hast ihn jedoch großer Qual ausgesetzt. Was für eine Art Ausbildung ist dies? Geh weg! Wir geben dir noch nicht einmal zu essen.“ Danach wurde Seshamaraju nach Uravakonda versetzt. Er nahm mich wieder mit sich, um mich dort in der Oberschule einzuschreiben. Dort gab es gute Lehrer, insbesondere Herr Tammiraju und einen anderen Mann namens H. S. Ramana, der uns Englischunterricht gab. Er mochte mich so sehr, dass er mich zu seinem Haus zu holen pflegte. Nicht nur diese beiden, sondern alle unsere Lehrer waren mir gegenüber sehr liebevoll, denn ich war ein guter Sänger mit einer melodischen Stimme. Eines Tages schickten sie mich während einer Veranstaltung auf die Bühne und forderten mich auf, ein Lied zu singen. Ich sang das folgende Lied:

Nehmt irgendein Gemüse eurer Wahl, nur einen Anna pro Maß. Nehmt Auberginen, sie sind sehr geschmackvoll. Der Brunnen war tief, und Wasser zu schöpfen schwer. Ebenso war es schwer, das Leben in Uravakonda zu vergessen.

 

Alle Lehrer lobten das Lied und beglückwünschten mich zum Singen dieses Liedes. Später baten sie mich, das tägliche Gebet in der Schulversammlung zu singen. Ich sang folgendermaßen:

 

In jedem Moment erklingt dein klarer, lauter Ruf –
deine großherzigen Worte vernehmend,
kommen die Hindus, Buddhisten, Jains, Parsen, Muslime und Christen
aus Ost und West zu deinem Thron
und formen eine Girlande der Liebe.
Heil dir, der die ganze Menschheit vereint!
Heil dir, der das Schicksal von Bharat kontrolliert!
Heil dir, heil dir!

 

Das war unser Gebetslied, welches ich täglich in der Schulversammlung sang. Die Lehrer unserer Schule standen während der Versammlung auf beiden Seiten neben mir und vergossen Freudentränen über meinen melodischen Gesang. Ich hatte eine sehr gute Stimme.

 

Eines Tages gab ich den Menschen um mich herum bekannt, es sei an der Zeit für mich, die Schule, ebenso wie das Haus, zu verlassen und mit meiner Mission zu beginnen, das Leiden der Menschheit zu lindern. Schon zuvor hatte ich meine wahre Natur mit den Worten enthüllt:

Wisset, dass ich wahrhaft Sai bin. Gebt eure weltlichen Beziehungen auf wie auch eure Versuche, mich zurückzuhalten. Weltliche Bindung kann mich nicht länger fesseln. Niemand, wie groß er auch sein mag, kann mich aufhalten.

 

Alle weinten laut, unfähig, die Trennung von mir zu ertragen. Unser Schuldirektor Lakshmipati gab an diesem Tag schulfrei. Alle, inklusive der Lehrer, Schüler und der Öffentlichkeit, waren sehr traurig über meine Entscheidung, sie zu verlassen.

 

Am nächsten Tag wurde ein Muslimjunge aufgefordert, auf die Bühne zu gehen, um das Gebetslied zu singen. Auch er war ein guter Sänger mit einer melodischen Stimme. Aber sobald er auf die Bühne ging, überwältigten ihn seine Gefühle und er weinte hemmungslos, unfähig, die Trennung von mir zu ertragen. Er setzte sich hin und sagte, er sei unfähig, das Gebet zu singen. Von da an wurde das tägliche Singen des Gebets eingestellt. Stattdessen sprach der Schulleiter ein paar Worte und beendete die Versammlung.

 

Von da an gab ich die Studien auf. Zu dem Zeitpunkt war ich erst in der achten Klasse, aber die Leute um mich herum staunten über meine Gelehrsamkeit und dachten, ich hätte einen Abschluss erlangt. Ich schrieb Gedichte und hielt mich von den Menschen fern. Ich bevorzugte es zu schweigen. Sogar wenn ich im Haus war, verhielt ich mich so. Ich nahm meine Mahlzeiten ein, ging nach draußen und setzte mich an die Sandufer des Chitravati-Flusses. In der Nähe des Flusses befindet sich ein Hügel, auf den ich ging und still saß. Etliche Menschen aus den Nachbardörfern und auch aus Uravakonda, einschließlich Kinder, hatten die Gewohnheit, diesen „Sai Baba“ zu besuchen. Subbamma kochte und gab ihnen Essen. Dies machte sie sehr glücklich, denn sie wusste, dass sie Swamis Klassenkameraden diente. Von da an hat sich die Zahl der Leute, die Swami besuchen, unaufhaltsam vermehrt.

 

Einmal kam der Maharaja von Mysore, Jayachamaraja Wodaya, in seinem Auto. Die Straße war nur bis Penukonda befahrbar. Deshalb reiste er in einem Ochsenkarren von Penukonda nach Karnatanagepalli und ging von dort zu Fuß nach Puttaparthi. Er bat mich inständig: „Swami! Warum setzt du dich so vielen Schwierigkeiten aus, indem du in Puttaparthi wohnst? Bitte komm nach Mysore. Ich werde ein großes Gebäude für dich bauen lassen.“ Ich sagte zu ihm: „Ein Baum muss an demselben Ort wachsen, wo er entstanden ist. Wenn er herausgerissen und woanders eingepflanzt wird, wird er nicht wachsen. Auch dieser Baum muss an dem Ort wachsen, an dem er geboren wurde.“ Der Maharaja war ein großer Devotee. Er pflegte täglich, morgens und abends, den Chamundeshvari-Tempel zu besuchen und ein Lied zu singen, das speziell zum Lobe der Göttin Chamundeshvari verfasst wurde.

 

Der Maharaja von Mysore besuchte Puttaparthi bei einem anderen Anlass wieder. Zu der Zeit war eine befahrbare Straße von Penukonda nach Bukkapatnam gebaut worden. Er rief den Gouverneur von Andhra Pradesh an und sagte: „Warum baust du nicht eine gute Straße, um Puttaparthi erreichbar zu machen? Wie viel Geld für alle möglichen Pläne verschwendet wird! Bitte triff Vorkehrungen, dass sofort eine gute Straße nach Puttaparthi gelegt wird.“ Der Gouverneur gab der Regierung die entsprechenden Anweisungen, und nach einer ausgedehnten Korrespondenz wurde schließlich ein Chefingenieur namens Tiruvannai Iyengar ausgesandt, um sich einen Überblick über das Projekt zu verschaffen. Es wurde geplant, eine Umgehungsstraße direkt zum Mandir zu bauen, ohne die Chitravatistraße zu berühren. Der Maharaja von Mysore bot an, die gesamten Ausgaben für das Projekt zu übernehmen. Bevor der Chefingenieur mit der Arbeit begann, verschaffte er sich, in einem Ochsenkarren reisend, einen Überblick über das Gebiet. Er fand heraus, dass der Fluss das Dorf auf drei Seiten umgab und nur die vierte Seite für den Bau einer Straße zur Verfügung stand. Er blieb drei bis vier Tage hier und erreichte den Mandir auf diesem Weg, auch in einem Ochsenkarren. Er bestätigte diese Route und gab schließlich Anweisungen, dort eine Teerstraße zu bauen, wobei ein großes Loch in einen Hügel gebohrt wurde, der den Weg blockierte.

 

Schließlich war eine direkte Straße fertig gestellt, um den Mandir in Puttaparthi zu erreichen, ohne mit dem Chitravatifluss in Berührung zu kommen. Als die Straße fertig war, begannen eine Reihe von Leuten, inklusive Rajas und Maharajas, mit ihren Familien Puttaparthi zu besuchen. Hervorzuheben unter ihnen waren die Rajas von Bobbili und Venkatagiri. Sie brachten Zelte mich sich und wohnten in diesen Zelten. Nach und nach vermehrte sich die Anzahl der Menschen, die Puttaparthi besuchten, enorm. Die Menschen in den umliegenden Dörfern begannen mit ihnen zu streiten und sagten: „Sollten nicht wir eine Gelegenheit haben, Swamis Darshan, Sparshan und Sambarshan (Gott sehen, ihn berühren und mit ihm sprechen) zu haben? Ist er nur für Rajas und Maharajas da?“ Ich besänftigte sie mit den Worten, dass alle meine Devotees sind und ich keinerlei Unterscheidung zwischen reich und arm mache. Später schufen die Rajas von Bobbili, Trivandrum und der jüngere Bruder des Rajas von Trivandrum, der ein Filmdirektor war, hier viele Annehmlichkeiten, wie Häuser für die besuchenden Devotees. Der frühere Ministerpräsident von Andhra Pradesh, der verstorbene Dr. Bezwada Gopala Reddy, errichtete in Puttaparthi ein Krankenhaus. Trotz seiner vielen Verpflichtungen als Ministerpräsident besuchte er Puttaparthi regelmäßig und tat dies bis zu seinem letzten Atemzug. Er wohnte jeder in Prashanti Nilayam stattfindenden Veranstaltung bei. Im Lauf der Zeit begannen Devotees aus ganz Indien und allen Teilen der Welt nach Prashanti Nilayam zu kommen.

 

Tatsächlich bin ich nicht herabgestiegen, um Ansprachen über eine bestimmte Form Gottes zu halten. Das Göttliche ist Eines allein, mit welchem Namen und welcher Form die Menschen es auch benennen. Das Ziel ist eines und Liebe ist eine, auch wenn die Namen und Formen verschieden sein mögen. Manche nennen das Göttliche Atman; andere Aum. Dennoch sind beide das gleiche. Die Namen Rama, Krishna, Govinda, Narayana und so weiter mögen verschieden sein, aber Gott ist Einer allein. Ihr könnt über irgendeinen Namen kontemplieren, aber Gott ist Einer allein.

 

Die Upanischaden rufen dazu auf: Verehre Mutter, Vater, Lehrer und Gast wie Gott. Respektiert zu allererst eure Mutter. Sie ist sehr wichtig.

Duldsamkeit ist die wahre Schönheit in diesem heiligen Land Bharat. Das nektargleiche Gefühl in diesem Land ist das Empfinden der Liebe zur eigenen Mutter.

 

Sogar wenn Muter und Sohn in einem Streit über Eigentum vor Gericht gehen, wird die Mutter zum Richter sagen: „Er ist mein Sohn“, und der Sohn wird sagen: „Sie ist meine Mutter.“ Demzufolge ist die Beziehung zwischen einer Person und ihren Eltern dauerhaft. Selbst nachdem der physische Körper zu existieren aufhört, existiert die mütterliche Verbindung. Eine Mutter ist eine Mutter. Deshalb kann es kein größeres, achtbareres und süßeres Gefühl geben als Mutterschaft.

 

Viele Leute schreiben mir Briefe, in denen sie mich als Mutter Sai ansprechen. Sie betrachten mich als ihre verehrte Mutter. Auch ich spreche euch als Kinder an.

 

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Sadhana Trust, Publications Division, herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.